Interviews

Servus Harry! Wie lange fotografierst du schon und wie bist du zur Fotografie gekommen?

„Richtig“ fotografieren tu ich seit 1986. Während eines Aufenthalts in Kanada in dem Jahr hatte ich nur eine Pocket-Kamera dabei (eine AGFAMATIC 3000) das Teil nervte natürlich ungemein… Hatte vorher immer schon mit dem Gedanken an eine „richtige“ Kamera gespielt, war mir aber zu teuer… In Kanada waren die Kameras damals erstaunlich künstig, so hab ich mir dort eine MINOLTA 5000 geholt (ich glaub, das war die erste erschwingliche Kamera-Generation mit einem im Gehäuse integrierten Autofocus-System). Das war der Startschuss zu meiner langjährigen Dia-Fotografie. In den 90ern hab ich dann schon mal mit verschiedenen SW-Fimrollen exprimentiert und bin dann irgendwie bei Ilford hängen geblieben. Aber das ist lange her und vorbei… 😉

Mit der Agfamatic 3000 wärst du aber heute in der Lomography-Szene ganz weit vorne dabei. Hat Analogfotografie bei dir überhaupt keine Chance mehr?

Ja, ja, so nach dem Motto „back to the roots“ 😉  , aber ich bin mittlerweile so in der digitalen Welt der Fotografie und Bildentwicklung verankert, dass ich mir das momentan nicht vorstellen kann. Die Zeiten der Filmrolle sind für mich wohl tatsächlich endgültig vorbei… over and out.

Warum bist du Mitglied im FCR und seit wann?

Um es vorweg zu sagen: ich hatte nie den Gedanken an „Vereinsmeierei“ und Fotowettbewerbe, etc… Ich wollte damals (noch vor der Gründung des Vereins) einfach Leute kennenlernen mit einem gleichen Hobby, mit denen man mal was gemeinsam unternehme kann und – von denen ich lernen kann! Tsja, …so nahm dann meine Vereinsgeschichte seinen Lauf…

Dann hoffen wir mal du fühlst dich recht wohl im Verein.

Da gibts nix auszusetzen, die Leute im Verein machen tolle gemeinsame Arbeit, da kann man sich nur GUT AUFGEHOBEN FÜHLEN. Einziges Manko bei der Sache ist: der Verein gibt mir momentan viel mehr als ich durch meine Mitgliedschaft zurück geben kann, aber das wird sich auch wieder ändern!…

Was war deine erste Kamera und mit welcher Kamera fotografierst du aktuell?

Eben die Minolta 5000 (aus dem Jahr 1986), aktuell fotografiere ich mit einer Canon EOS 80D.

Welches Equipment nutzt du sonst noch?

Letztendlich decke ich Brennweiten von 16mm bis 300mm mit verschiedenen Objektiven von Canon, Tamron, Sigma und Wallimex (manuelles Weitwinkel: sehr spannend in der Anwendung!). Dazu nutze ich für Langzeitbelichtungen ein Steckfiltersystem von HAIDA.

Wie sieht dein Workflow aus? Welche Bearbeitungsprogramme nutzt du?

Da ich mittlerweile vor allem die HDR-Fotoentwicklung extrem spannend finde, gibts erst mal wie hierfür üblich pro Bild eine Belichtungsreihe. Als grundsätzliche Basis für meine Bildorga bzw. -bearbeitung nutze ich natürlich Lightroom.  An HDR-Entwicklungssoftware gibts ja mittlerweile eine ganze Palette…ich denke da an Tools wie Photomatix, AffinityPhoto, etc.  als Zusatztools nutze ich gerne für die Bearbeitung im Retro-Look die NIK-Collection, die ich im Übrigen nach all den Jahren immer noch richtig gut finde. Generell steht bei mir für jedes Bild grundsätzlich eine gewisse „künstlerische“ – softwareseitige – Entwicklung im Mittelpunkt. Fotografische Abbildungen der Realität, ohne an den digitalen Schrauben und Reglern der Bearbeitungsprogramme zu drehen, finde ich persönlich eher langweilig, das ist nicht meine Intension. Es kann schon mal sein, dass so ein Bild 5-6 verschieden Tools durchläuft, eh ich mich dann – mal mehr und mal weniger – zufrieden zurücklehne…

Mir fällt noch ein, dass ich vor einiger Zeit angefangen hab, mit der – allerdings meist sehr zeitaufwändigen – Timelapse-Bearbeitung. Hierfür nutze ich dann LRTimelapse in Kombi mit Lightroom.

Könntest du dir aktuell vorstellen von Canon zu einem anderen System zu wechseln?

Ich sag mal so: Ich bin ja nun wirklich kein Canon-Nerd, das hat sich im Laufe der Jahre einfach so ergeben durch Hinzukauf von Equipment. Grundsätzlich wäre so ne richtig ordentliche Sony-Systemkamera oder mal was von Pentax schon verlockend… aber wie´s eben oft so ist, man hat was man hat und ist damit zufrieden für seine Verhältnisse… die Kosten für einen Umstieg möchte ich daher momentan einfach nicht investieren…

Was sind deine bevorzugten Aufnahmebereiche?

Setz mir Menschen vor die Linse, und ich lauf sofort davon. Führ mich zu Lost Places und alten Industrieanlagen oder zeig mir, wo gerade Gebäude und Brücken eingerissen werden, und ich bin da nicht mehr wegzubringen für die nächste Stunden… so schaut´s aus!

Weil du Lost Places erwähnst: Hast du Location-Tipps für unsere Mitglieder?

Die Locations, bei denen ich bisher gelegentlich war, sind eigentlich hinlänglich aus der einschlägigen Literatur bekannt, da gibts also auch keine Geheimnisse, die ich lüften könnte 😉

Allerdings war ich öfters mal mit dem Fotoclub bei Brückenabrissen an der A3 bei Regensburg dabei, sowas zähl ich dann auch irgendwie zu „destroyed lost places“, war jedes Mal „a rießen Sach“. kann ich nur empfehlen!

Ich war aber vor einiger Zeit auch mal bei einem verfallenen Anwesen mitten im Wald bei Gögglbach (Ldkrs. Schwandorf), leider aber zum Teil auch vermüllt und mit Graffitis verschmiert, was mich dann immer völlig verärgert, diese Sauereien.
Das war aber dennoch schon recht interessant, vor allem rauszufinden, wo sich die Ruine befindet, hat wieder a bisserl was an Recherchezeit beansprucht – also zumindest für mich… 😉 😉
aber das ist so wie im richtigen Leben: die einen kennens, die anderen noch nicht…

Für welches Foto bist du bisher am weitesten gereist?

Ich hatte in der Tat vor einigen Jahren mal ein spezielles altes Schiffswrack im Kopf. Dafür hab ich dann tatsächlich Urlaub auf Lanzarote gemacht und nahezu einen ganzen Tag und die halbe Nacht für die alte Lady „Temple Hall“ am Industriehafen von Arecife verbracht. Highlight Erlebnis! …zumal das Bild damals auch im Kanaren-Magazin „Lanzarote 37Grad“ veröffentlicht wurde.

Gibt es fotografische Vorbilder bzw. Lieblingsfotografen?

…eher nicht.

Harry, wir danken dir für dieses Interview!