Hallo Harry bzw. lieben Gruss an alle hier! Erst mal freut es mich wirklich sehr, dass du mir Gelegenheit zu diesem Interview gibst. Für mich spiegelt das das Interesse an meinen Fotografien wieder und freut mich natürlich auch sehr, wenn ich andere damit begeistern kann.
Naja, kennen und wissen dass es den FCR gibt, tu ich ja schon lange. Nachdem ich aber seit vielen Jahren bereits beim Fotostammtisch Wenzenbach bin (sozusagen seit der Gründung), hab ich mich doch relativ lang zurückgehalten 😉 Wie sagt man so schön – man muss ja auch nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Allerdings hab ich Euch immer mit großem Interesse verfolgt und Euch auch immer im Hinterkopf behalten, weils einfach eine tolle, aktive Gemeinschaft ist. Und so kams, dass ich mich dann in 2024 angemeldet habWas treibt Dich an als Mitglied beim Fotoclub Regenstauf?
Für mich war der Hauptgrund neue Leute mit der gleichen Begeisterung für Fotografie kennenzulernen. „Mal sehen, was die andere so machen“. Den eigenen Horizont erweitern, indem man sich inspirieren lässt, vielleicht auch von Themen in die man von alleine nicht reigeschnuppert hätte und dadurch auch neue Gebiete erkundet. Von anderen lernen, Neues auszuprobieren und überhaupt mit Anderen Schönes zu teilen.Gibt es spezielle Gründe, dass Du zur Fotografie gefunden hast?
Zur Fotografie bin ich gekommen, als ich mit ca. 17 Jahren die analoge Spiegelreflex, von meinem Papa, eine Canon AE1, im Sommerurlaub ausprobieren durfte. Was er nicht ahnte, war wohl, dass er sie nicht mehr zurückbekommen sollte. Von da an war ich mit dem Virus infiziert. 😉 Nach vielen Jahren der analogen Fotografie, kam irgendwann dann auch der Schritt in die digitale Welt. Neben der Landschafts- und Naturfotografie, sind auch Themen wie Tiere, Makro, Lightpainting und experimentelle Fotografie etwas was mich reizt. Kleine Dinge sichtbar zu machen, die andere beim achtlosen Vorbeigehen übersehen und damit die Schönheit der Natur
einzufangen und anderen zeigen zu dürfen, übt für mich Faszination und zugleich den besonderen Reiz der Fotografie aus.
Die Umsetzung Deines fotografisches Portfolio ist ja, wie bereits erwähnt, sehr bemerkenswert. Hast Du dabei spezielle Motivprioritäten?
Ich lasse mich ungern auf nur ein oder zwei Themenbereiche beschränken. Oft liest man in Marketingstrategien, dass man sich auf maximal ein/zwei Bereiche konzentrieren sollte, um darin richtig gut zu sein.
Meine Ansicht dazu ist, lasst euch nie einschränken, probiert alles wozu ihr Lust habt und lernt jeden Tag dazu!
Wenn es dann gelingt, durch Fotografie beeindruckende Momente oder faszinierende Stimmungen festzuhalten und bestenfalls ein Gefühl beim Betrachter auszulösen, dann ist für mich ein perfektes Foto entstanden…
Mein Motto: „Sieh mit den Augen, fotografiere mit dem Herzen“ (David duChemin, Fotograf).
Egal ob Deine Macro-, Lightpainting-, Minimalismus- oder auch Deine TableTop-Fotografien: Alles hat eine sehr ungewöhnliche Ausstrahlung. Was inspiriert Dich zu diesen Motiven?
Eigentlich wollte ich beruflich immer in die Kreativecke, aber das Leben hat manchmal andere Pläne mit einem. Der Bürojob gibt mir zuwenig künsterlische Freiheit und so muss das eben in der Freizeit ausgelebt werden.
Ich liebe das Außergewöhnliche und Besondere – also die Kreativität muss sozusagen raus. Oft ergeben sich auch direkt beim Fotografieren, gerade bei Table Top oder der experimentellen Fotografie neue Ideen. Das muss dann natürlich umgesetzt werden.
Wie gehst Du an Deine Motivplanung heran?
Manche sagen mir nach „perfektionistisch“ zu sein – ja ok, ich überlasse selten etwas dem Zufall. In den meisten Fällen hab ich ganz konkret ein Bild im Kopf, wie etwas aussehen soll. Damit meine ich die Umsetzung für ein Bild.
Wenn ich z. B. die Bastei im Elbsandsteingebirge mit Herbstfärbung fotografieren will, geht damit vorher eine ganz konkrete Planung einher. Recherchiert wird übers Internet erst mal zu verschiedenen Ansichten.
Danach folgt die Vorbereitung mit Hilfe von Apps wie Photopills zu den restlichen Parametern wie Sonnenauf- und Untergangszeiten, Sonnenstand, Standort zum Fotografieren, Gehzeiten, Wetterdaten usw. um letztendlich dann zur hoffentlich richtigen Zeit am richtigen Ort bei evtl. schönem Licht da zu sein. Wünschen kann man sich’s ja. Die Natur bzw. das Wetter hat dann eh immer noch das letzte Wort. Aber damit lassen sich zumindest die meisten Variablen festzurren.
Gibt es fotografische Augenblicke in Deinem Leben, an die Du Dich besonders gerne erinnerst?
Da fällt mir spontan nochmal die Bastei ein. Es war alles geplant und eingetaktet. Früh morgens um 5:00 Uhr sind wir dann mit dem Rad die letzten Kilometer zum Standort auf angefrorenen Sätteln gefahren, um festzustellen, dass wir uns in die hinterste Reihe der ca. 20 Fotografen vor uns einreihen müssen. Tja, war dann wohl doch nicht früh genug trotz all der Vorbereitung. Also musste am nächsten Tag ein weniger frequentierter Standort her. Gesucht gefunden, am nächsten Morgen nochmal hinradeln, diesmal ne halbe Stunde eher und – es war einfach unglaublich!
Die Natur hatte alle Register gezogen an diesem Morgen, was sich das Fotografenherz erträumt! Dicker Morgennebel hing im Tal, die Sonne ging mit einem goldenen Leuchten auf und strahlte die Bastei herrlich an, die Blätter der Bäume leuchteten in intensivsten Herbstfarben und aus der Ferne hört man ab und zu ein chchchchchchchc….
Und man glaubt es kaum, dass es noch besser werden könnte, so steigen auch noch zwei Heißluftballöner auf und fahren direkt über die Bastei hinweg. Was will man mehr…!!!
Welches fotografisches Werkzeug , wie Kamera, Objektiv, Filter etc. benutzt Du am liebsten?
Es ist wie auch die Fotografie ein Entwicklungsprozeß. Heute fotografiere ich mit zwei Vollformat Systemen von Nikon, einmal spiegellos und einmal mit. (Z6 II und D750), ein paar wenigen, aber guten Objektiven und ich liebe meine Filter. Die Ausrüstung ist für mich aber eher zweitrangig. Letztlich ist es nur das Handwerkszeug, das uns die Möglichkeiten gibt etwas umzusetzen.
Was jedoch viel viel wichtiger ist, sind die 10 cm hinter dem Sucher! Denn die machen das Bild! ;-).
Gibt es ein Lieblingstool zur Bearbeitung Deiner Bilder?
Meiner Ansicht nach muss jedes Bild „entwickelt“ werden. Früher wurde das ja ebenfalls gemacht, in der Dunkelkammer eben. Heutzutage läuft es digital am Rechner über div. Entwicklungsprogramme. Für die Entwicklung und Bearbeitung meiner Bilder benutze ich hauptsächlich Lightroom und ab und zu PS.
Liebe Judith, wir danken Dir sehr herzlich für dieses Interview. Wir hoffen natürlich, dass Du uns noch lange erhalten bleiben und immer viel Spass haben wirst auf der Suche nach neuen, tollen Motiven und natürlich beim Fotoclub Regenstauf! Vielen Dank nochmals!